Coco 1, der blaue Unvergessene

Ich bin Coco der Erste dunkelblau bis fast violettfarben. Von Toni bei Uhlmann gekauft lebte ich zuerst alleine. Handzahm und zutraulich kannte ich mein Revier, weil ich immer frei war. Nur schlafen musste ich im Käfig in der Küche. Vor der Balkontüre hing eine grosse Blumenampel mit einem künstlichen Farn, mein Lieblingsplatz. Ich war diesen Platz so gewohnt, dass ich nicht mal rausflog, als ich Evi in der Küche entwischte und Toni im Schlafzimmer mit offener Balkontüre lüftete. Evi verzweifelte fast vor Angst, doch Toni kam ganz ruhig zu mir, nahm mich auf den Finger, plauderte und schmuste mit mir und spedierte mich in die Küche in meinen Käfig.
Einmal jedoch erschreckte mich eine Taube, die am Fenster vorbeiflog. Ich stürzte davon und flog mit dem Kopf irgendwo rein. Danach waren einige Blutstropfen an der Wand zu sehen. Zum Glück erholte ich mich wieder. Da mein Herrchen krank wurde, verbrachte ich immer wieder ein paar Wochen bei immer wieder anderen Leuten und war allmählich ganz verstört. Schliesslichh sagte Evi fertig, jetzt kommt Coco zu mir. Und ich blieb dann auch bei Evi. Riggi lebte bei Evi und wir freundeten uns an. Danach konnte mich Toni nicht mehr alleine halten, das wäre Tierquälerei gewesen. Toni kaufte sich dann den Wellensittich Peppi.
Coco als Baby
Ufem Kletterbaum no ganz chlii.
Auch ein Lieblingsplatz
Bim Spiegel chani mim Kumpel alles verzelle.
Auch ein Lieblingsplatz
Zwüschedinne bim Evi es Küssli hole.
Eines Tages besuchten Toni und ich Evi. Dort lernte ich den kleinen Riggi kennen. Der wusste noch nicht viel und folgte mir überall hin. Neugierig waren wir aber beide. Evi machte uns miteinander bekannt.
Mit klein Riggi
Di erschti Begegnig mit em chline Riggi.
Mit klein Riggi
Hey Chline, mehr gseht ja nüt meh, ab uf's Trapezli, und ich muess hei.
Herrchen Toni hatte was Neues. Eine Laborratte. Zwar blind, aber doch geschickt. Wir kamen mehr schlecht als recht miteinander aus. Nur alleine lassen durfte man uns nicht, wer weiss, ob da nicht was geschehen wäre. Aber ich war natürlich immer etwas schneller, bis der immer alles abgeschnüffelt hatte.
Mit Bongo ich Heu, Du Körner
Mit em Bongo bim Chefi putze.
Allzunahe doch nicht bitte
Immer necke aber doch nöd z'näch, bitte.
Mit Ferienbesuch Jimmy
B'suech vom gfiderete Fründ Jimmy.
Mittlerweile bin ich bei Evi und Myrtha eingezogen. Riggi und ich verstehen uns prächtig. Da ich es gewohnt war, durch die ganze Wohnung zu fliegen, fanden wir auch hier den Weg in die Küche. Das Ergebnis war, dass für uns ein Spielplatz auf der Abwaschmaschine zum Verweilen montiert wurde. Es gefiel mir, wenn Evi dann lauwarmes Wasser laufenliess und ich in ihren Händen baden konnte. Aber die Wassertemperatur musste stimmen und nicht zuviel Wasser. Das prüfte ich mit der Zunge. Dann stieg ich in Evi's hände und liess das Wasser auf meinen Rücken plätschern.
Mit Riggi auf der Sparflasche
Da schlafed mir uf dä 50erli-Sparfläsche vo dä Myrtha.
Mit Riggi auf der Sparflasche
Hey Chline, uusg'schlafe?
Besuch der Nachbarin
D'Nachbarin Marteli isch cho, das müend mir sofort untersueche.
Später kamen dann noch Chico und Charly zu uns. Jetzt wurde es turbulenter. War es mir zuviel, tat ich als flöge ich weg, drehte jedoch sofort um. Die jungen Heisssporn flitzten rüber ins (Kinder-)Vogelzimmer und ich hatte für ein paar Minuten Ruhe. Später verzog ich mich dann auch zeitweise in die Küche. Einmal links, einmal rechts, dann wieder links rum. Das mussten die Kleinen erst lernen.
Knabberstange an der Schnur
Da muesch dänn g'schickt sii, wänn Körnli wetsch verwütsche.
Mit drei Jahren bekam Coco Gleichgewichtstörungen, vermutlich wegen seinem Unfall ganz jung. Wir waren x- Mal beim Tierarzt. Wie wenn er es spührte, lief er dort im Käfig fast gerade. Doch liessen wir ihn zu Hause wieder frei stürzte er nach vorne und auf den Boden. Es war furchtbar, Coco einzusperren, war er doch immer frei gewesen. Die ganzen Tage hing Riggi aussen am Käfig und leistete Coco Gesellschaft. Doch Coco konnte nur noch seitlich gehen. Am 02.03.1983 mussten wir unseren Schönen schweren Herzens einschläfern lassen.
Schlufis: Coco 1, 05.05.2007  Autor: Evi Maurer-Wydler